Gedichte
Ein kleiner Kaktus ewig stand
in einer Wüste, heiß und leer.
Er sah sein Leben lang nur Sand
und sehnte sich zum blauen Meer.
Der Wunsch, der wurde übergroß
er wollte Wasser sehn´,
sodass der Kaktus sich entschloss
nun außer Land zu gehn´.
Der Weg recht weit und mühsam war,
die Kraft auch langsam schwand
sein Ziel jedoch ganz hell und klar;
es trübte den Verstand.
Doch irgendwann war es soweit,
ganz warm wurd´ ihm ums Herz.
Vergessen all die schlimme Zeit
vergessen all der Schmerz
die Schönheit ließ ihn leicht erblassen
das Meer in seiner Pracht
er konnt´ es nicht in Worte fassen
das Feuer war entfacht
Das Meer, es rief ihm lockend zu:
„So komm, tauch in mich ein.
Vergessen wirst du wie im nu
und glücklich wirst du sein!“
Der Kaktus war nun wie von Sinnen
und lief in Richtung Meer.
Die Wogen zärtlich ihm umfingen,
er spürte es nicht mehr!
Stru (05/2003)
Langsam rekeln sich die Triebe
Durch die Erde an das Licht
Auf, dass nun die Wärme siege
Doch der Winter geht noch nicht
Ein letztes mal zeigt er noch Macht
Lässt es stürmen, hageln, friern´
Von der Sonne ausgelacht
Wird er bald den Kampf verliern´
Langsam steigt des Baumes Saft
Von der Wurzel bis zum Ast
So gewinnt der Frühling Kraft
Abfällt all des Winters Last
Vögel zwitschern ihre Lieder
Freudig flatternd ringsumher
Farben bringt der Frühling wieder
Graue Tage gibt’s nicht mehr
Langsam wachsen Gräser, Blüten
Stetig wuchernd in die Höh´
Sattes grün, gleich alten Mythen
Puren Frühling rundum seh´.
Stru (03/2006)
Am Schreibtisch eines alten Herrn
Ein Bleistift lag schon ewig dort
Doch dieser Mann, er malte gern
In bunter Farb´, in einem fort
So wünschte sich der Bleistift nun
Ein Buntstift würd´ aus ihm
Nicht länger müsste er dann ruhn
Könnt über viele Blätter ziehn´.
Er dachte an die warme Hand
Des Mannes die ihn würde halten
Es wäre wie ein sanftes Band
Die Freundschaft würde nie erkalten
Und eines Tages voller Pein
Sah er die Stifte wieder an
Sie waren alle furchtbar klein
Ganz aufgebraucht vom alten Mann
Der hatte nun genug vom Malen
Sein Eifer war dahin
Er sah zum grauen Stift, zum fahlen
Die Zeit – ein Neubeginn
Der Stift, der war beglückt sofort
Sein Leben macht Geschichte
Der Mann der schrieb an Stell und Ort
Ab nun nur noch Gedichte
Stru (01/2000)